Deva Shunya Skopec 
Psycho­login | Heilprak­ti­kerin Psychotherapie
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Osho über Dunkelheit

DDieser Beitrag zum Dunkel­retreat ist ein Textauszug von Osho, in dem er über die essen­zielle Erfahrung der Dunkelheit spricht. Unter der deutschen Textfassung findest du den Ausschnitt dieses Osho-​Diskurses im Audioformat.

 

Osho über Dunkelheit

Ich habe viel über die Dunkelheit zu sagen, denn niemand hat dem Mysterium Beachtung geschenkt, welches die Dunkelheit ist. Über das Licht ist viel gesprochen worden – über die Dunkelheit fast nichts. Doch Dunkelheit ist ein weitaus tieferes Phänomen als Licht.

Licht kommt und geht – Dunkelheit bleibt; sie kommt nie, sie geht nie. Licht ist nicht ewig, denn es braucht einen Brenn­stoff, irgendeine Art von Energie, und dieser Brenn­stoff wird sich früher oder später erschöpfen. Dunkelheit braucht keinen Brenn­stoff, keine Ursache – daher ist Dunkelheit kein Effekt, und kann ewig bestehen bleiben.

Am Morgen siehst du, wie die Sonne aufgeht, und da ist Licht; am Abend geht die Sonne unter, das Licht verschwindet – und plötzlich ist überall Dunkelheit. Aber das bedeutet nicht, dass mit dem Verschwinden der Sonne die Dunkelheit herein­kommt. Sie war die ganze Zeit da – nur konntest du sie wegen des Lichts nicht sehen. Wie kann man Dunkelheit sehen, solange Licht da ist? Das Licht hat deine Sicht verhindert. Schließe nur deine Augen und Dunkelheit ist jederzeit da. Lösche nur die Kerze aus – und Dunkelheit ist da.

 Gautama Buddha ist vielleicht der einzige Mensch, der für den höchsten Bewusst­seins­zu­stand ein Wort gewählt hat, das man als Dunkelheit deuten kann; alle anderen Religionen sprechen nur vom Licht – und vergessen dabei vollkommen, dass Licht nicht ewig ist. Und wenn du Licht bist, dann bist du auch nicht ewig.

Licht ist abhängig von etwas, es ist durch etwas verur­sacht. Gautama Buddha hat seinen letzt­end­lichen Zustand des Seins Nirvana genannt. Sogar die Buddhisten selbst haben es nie als Dunkelheit verstanden, weil das Wort in uns schlechte Assozia­tionen weckt. Doch Nirvana bedeutet genau das „Dunkelheit“; es bedeutet buchstäblich „das Ausblasen der Kerze“.

Seit fünfund­zwanzig Jahrhun­derten benutzen die Buddhisten diese wörtliche Bedeutung – das Ausblasen der Kerze. Aber was bedeutet das wirklich? Wenn die Kerze ausge­blasen ist – was bleibt dann? Ewige, todlose, abgrund­tiefe Dunkelheit.

Sich selbst voller Licht zu fühlen, kann wieder ein Egotrip sein. Wenn du dich mit Licht identi­fi­zierst, verän­derst du vielleicht nur deine Identität – aber das Ego bleibt bestehen. Doch das Ausblasen der Kerze ist das Auslö­schen des Egos – und die unermess­liche Dunkelheit wird in dir zwangs­läufig eine ähnliche Weite an Demut, Beschei­denheit, Ego-​Losigkeit erschaffen. Darum liebe ich dieses Wort.

Ich habe Licht immer als eine Störung gesehen – und Dunkelheit als Stille.

Aber über Jahrhun­derte hinweg wurde die Dunkelheit gefürchtet… weil sie mit der Zeit verbunden wurde, als der Mensch noch in Urwäldern lebte. Die Nacht war die gefähr­lichste Zeit. Tagsüber konnte er sich irgendwie vor wilden Tieren schützen, konnte sie jagen, um zu überleben – aber in der Nacht war er völlig hilflos. Nur Dunkelheit rings­herum, war er ein Opfer. Jedes Tier konnte ihn vernichten. Bei Tag hätte er fliehen, auf einen Baum klettern, irgend­etwas tun können – aber in der Dunkelheit war er dem wilden Tod ausge­liefert. So entstand ganz leicht eine tiefe Verbindung zwischen Dunkelheit und Tod.

Alle Religionen stellen den Tod als Dunkelheit dar und das Leben als Licht. Es ist lediglich die Erfahrung des frühen Menschen, als er in den Urwäldern lebte. Diese Erfahrung hat seine Sprache geprägt, ihr Bedeu­tungen gegeben. Und bis heute ist es ihm nicht gelungen, diese Worte wieder zu reinigen – denn obwohl er längst nicht mehr in den Urwäldern lebt, fürchtet er sich weiterhin vor der Dunkelheit.

Wenn Licht da ist, bist du nicht allein – du kannst die anderen sehen. Wenn plötzlich das Licht ausgeht, dann könnten die anderen noch da sein – oder auch nicht. Eines aber ist sicher: du fühlst dich einsam. Du bist nicht mehr Teil der Herde. Die Herde gibt dir ein Gefühl von Sicherheit, Gebor­genheit, Wärme – das Gefühl, nicht allein zu sein. Bei jeder Gefahr sind viele Menschen bei Dir. Doch in der Dunkelheit bist du plötzlich allein. Niemand ist bei dir.

Der Mensch hat noch nicht gelernt, die Schönheit seines Allein­seins zu erkennen. Er sehnt sich ständig nach Beziehung – mit jemandem zusammen zu sein: mit einem Freund, mit einem Vater, mit einer Ehefrau, einem Ehemann, einem Kind… mit irgend­je­mandem. Er hat Gesell­schaften erschaffen, er hat Klubs erschaffen – den Lions Club, den Rotary Club. Er hat Parteien gegründet – politische, ideolo­gische. Er hat Religionen erschaffen und Kirchen. Doch das Grund­be­dürfnis hinter alldem ist, irgendwie zu vergessen, dass du allein bist.

Durch das Zugehö­rig­keits­gefühl zu so vielen Gruppen versuchst du etwas zu vergessen, das in der Dunkelheit plötzlich erinnert wird – dass du allein geboren bist, dass du allein sterben wirst, dass – was immer du tust – du allein lebst. Alleinsein ist etwas so Essen­zi­elles in deinem Sein – es gibt keine Möglichkeit, ihm zu entkommen.

Du kannst dich selbst betrügen und dich selbst täuschen; du kannst so tun, als wärst du nicht allein – du hast ja eine Frau, Kinder, Freunde – aber das ist alles nur Einbildung. Du weißt, und jeder weiß, dass die Frau genauso allein ist wie du. Und zwei Einsam­keiten, die sich zusam­mentun, verändern die Situation nicht – statt­dessen machen sie es schlimmer.

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Quelle: Oshoworld.com /​ Discourses /​ „Light on the path“ 04

aus dem engli­schen Original ins Deutsche übersetzt von Shunya Skopec

 

Osho über die Dunkelheit – Diskurs-​Ausschnitt zum Anhören
 
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Quelle: Oshoworld.com /​ Discourses /​ „Light on the path“ 04

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